#frittenmoni

Gastbeitrag von August Scheufler  |  1. Dezember 2021

Mit höchster Konzentration aus der Taufe gehoben: Szenen aus der Oper Frittenmoni

Ich könnte ihn heute noch abknutschen für den Tip! Im Juli 2018 stand ich vor dem schwarzen Brett der Musikhochschule Frankfurt, suchte 9 Instrumentalisten für eine Demoaufnahme von Ausschnitten meiner Oper Frittenmoni und ein Student sagte mir: "Dann frag doch mal nach bei der Kammerphilharmonie Frankfurt!" Ich googelte und rief an und eine Woche später hatte ich einen Termin beim Chefdirigenten Nicolai Bernstein. Ich spielte ihm was vor am Klavier, zeigte ihm die Partitur. Er studierte danach die Partitur so gründlich, dass ich noch viel nacharbeiten musste. Zunächst empfahl er mir, dem Orchester mit Flöte, Klarinette, Fagott, Trompete, Posaune, Gitarre, Schlagzeug, Violine, Cello noch einen Kontrabass hinzuzufügen, um das Klangbild zu optimieren. Er hatte die Erfahrung, die ich nicht hatte und er hatte Recht. Dann rief er mich beinahe täglich an und ging mit mir stundenlang taktweise die Stimmen durch. Mir fielen manchmal fast die Ohren ab. "Wenn die Phrasierungen nicht exakt in den Noten stehen, schaffen wir das Pensum nicht in zwei Tagen Probe und Aufnahme", sagte er. Hab viel dazugelernt. Dann kam der erste Aufnahmetag und ich wunderte mich über die Konzentration und Strukturiertheit der Proben einschließlich der Pausen und am zweiten Tag war die Aufnahme auf die Minute genau und zu meiner vollen Zufriedenheit im Kasten.

Im folgenden Sommer hatte ich wieder Geld zusammengekratzt und nachdem das Demo nicht den durchschlagenden Erfolg einer szenischen Gesamtaufführung gebracht hatte, wollte ich ein weiteres, etwas längeres Demo aufnehmen. Ich traf mich wieder mit Nicolai, diesmal auf meinem sonnigen Balkon. Er schlug vor, die Oper doch öffentlich aufzuführen, konzertant und gekürzt. "Viel zu teuer, kann ich mir nicht leisten", erwiderte ich. "Dann musst du halt Gelder einwerben" und er zog eine Liste mit dreißig Stiftungen aus dem Laptop. Das hieß für mich also: Projektbeschreibung formulieren, Kostenplan erstellen, Stiftungen anschreiben. Noch nie gemacht, ab sofort meine absolute Lieblingsbeschäftigung! Es kam, für´s erste Mal, ein recht ordentlicher Betrag zusammen. Gesangssolisten wurden engagiert, Plakate und Flyer gedruckt, Werbung gemacht, sogar auf Hr2 ein Interview und am 5.4.2020 hätte es im Neuen Theater Höchst aufgeführt werden sollen.

Dann kam die Corona-Kacke. Dreimal musste verschoben werden. Ein neuer Terminversuch: 5.9.21. Nach Nicolais letzten Korrekturen wurden Ende August 21 die Einzelstimmen an die Musiker verschickt. Ich führte Einzelproben mit den Solisten durch, das Orchester-Management organisierte Probenräume und am Donnerstag, dem 2.9. um 18 Uhr fand die erste Orchesterprobe statt. No a bisserl wackelig, aber ich staunte wieder über die Disziplin und Stringenz von Orchester und Dirigat. Es waren immerhin 70 Minuten Musik am Stück zu spielen. Dazwischen wuselte immer wieder Otmar Hitzelberger mit seiner Kamera, der alles dokumentieren sollte. Freitag um 10 Uhr Orchester- und Solisten-, abends Hauptprobe mit zusätzlich dem Chor und am Samstag, dem 4.9. lange Generalprobe tutti bis in die Putten.

Als ob wir nicht schon genug Stress gehabt hätten, kam uns auch noch die sich wieder verschärfende Coronalage in die Quere. Am Samstag Vormittag gab uns das Gesundheitsamt das OK für die Aufführung unter der Auflage, dass Chor und Orchester (außer Bläser) mit Maske singen bzw. spielen und vor den Bläsern Folienwände stehen. Der Chor war natürlich begeistert. Und auch noch Bahnstreik. Unsere Frittenmoni Salome Kammer aus München und unser Raimund Daniel Pohnert aus Münster hatten sich um Alternativen zur Bahn bemühen müssen.

Fix und foxi fiel ich nach der GP ins Bett. Und am Sonntag um 19 Uhr kam der große Moment, als alle mit höchster Konzentration das Konzert - Szenen aus der Oper Frittenmoni - aus der Taufe hoben.

Das Neue Theater spendierte eine Runde Schampus, es gab eine schöne Aftershow-Party und wir saßen noch bis um 1 Uhr zusammen in der Wunderbar umme Ecke. 

Résumé? Tolles Orchester!

Otmar hat einen schönen, repräsentativen Trailer aus seinem Filmmaterial geschnitten (s.u.), mit dem ich jetzt versuchen will, eine szenische Gesamtaufführung zu bekommen. Und das nächste Projekt mit der Kammerphilharmonie geht mir auch schon durch den Kopf. Die neue Oper "Das lange Elend" muss nur noch fertig instrumentiert werden ...

 

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