Am 16. März 2020 wurde mir klar, dass mein musikalisches Leben, meine Existenz, mein Alltag nicht mehr so weiter gehen werden, wie bisher. Ich nahm mir meine Ukulele und sang ein Lied über einen neuen Weg, den man finden muss.
Damals war mir noch nicht klar, welches Ausmaß die Corona-Pandemie auf den Konzertbetrieb haben wird und wie drastisch die Veränderungen für mich sein würden.
Um Hartz IV zu entgehen, haben wir einen Job als Spargelverkäufer angenommen, doch jeden Sonntag hatte ich das Bedürfnis diesen Tag der Musik zu widmen und mir eine Perspektive zu schaffen, wie es mit mir als Musikerin weiter gehen kann.
„Irgendwann wird Corona vorbei sein und wann wird unser Leben wieder wie eine Fermate innehalten?“
Jeden Sonntag überredete ich meinen Mann Nicolai mit mir auf die Straße zu gehen und meine verrückten Ideen auszuprobieren: Chansons, Kinderstücke mit unserer Tochter und Akrobatik zusätzlich zu den klassischen Instrumentalstücken.
Für einen klassisch ausgebildeten Musiker ein Wagnis.
Ich wollte herausfinden, was die Menschen in unserer Nachbarschaft begeistert, welche Wünsche sie haben… Und so wurden unsere Sonntagskonzerte zu einem lebendigen Austausch- und Experimentierfeld zwischen uns und unserer Nachbarschaft.
Eine Familie wollte gerne über den Gartenzaun mit uns gemeinsam musizieren, ein andermal brachten wir eine Tänzerin mit und das Viertel tanzte zu unserer Musik.
Am nächsten Sonntag, 24. Mai, werden wir mit der Kammerphilharmonie Frankfurt den nächsten Schritt gehen. Wir werden uns durch das gemeinsame Konzertieren in kleinen Gruppen, an verschiedenen Orten, zur gleichen Zeit miteinander verbinden und ein weiteres Experiment wagen.
Ich freue mich sehr auf diese Erfahrung und bin gespannt, wie sich diese Art der Zusammenarbeit weiter entwickeln wird.